Die eingetretenen Erosionsschäden sollten modellgestützt nachsimuliert werden, um daraus Erkenntnisse über Ursachen, Wiederkehrwahrscheinlichkeit sowie Nutzungsalternativen zu gewinnen.
Landwirtschaftliche Nutzung der Böden erfordert die Pflanzendecke
in Abständen zu beseitigen und zu ersetzen. Damit wird der Schutz der Böden
vor dem unmittelbaren Angriff von Wasser zeitweise unterbrochen. Bodenerosion
kann als Folge dieses Eingriffes zur Verlagerung von Bodenmaterial und damit
zur Beeinflussung angrenzender Ökosysteme führen. Um diese sporadischen
Ereignisse abzubilden, wurden Modelle entwickelt, die die wichtigsten Einflussfaktoren
in ihrer Kombination integrieren. Zur Abschätzung der Erosion und dadurch
verursachter Frachten wurde für das Gebiet EROSION-3D, ein im Freistaat
Sachsen in der landwirtschaftlichen Beratung eingesetztes Modell, ausgewählt.
EROSION-3D ist ein physikalisch begründetes, ereignisbezogenes Simulationsmodell
zur Beschreibung der Wassererosion, des dadurch verursachten Feststofftransportes
und des möglichen Eintrages in das Gewässernetz. Es ist bis zu einer
Flächengröße von ca. 400 km² anwendbar (v.Werner
2005). Das Modell berechnet zunächst Menge und Verteilung (Fließrichtung)
des Oberflächenabflusses sowie die Neigung und Exposition der überströmten
Geländeoberfläche. Im zweiten Schritt wird die Loslösung der
Bodenpartikel infolge Überströmung der Bodenoberfläche und Aufprall
der Tropfen berechnet. Die von außen an den Bodenpartikeln angreifenden
Strömungskräfte werden mit den Beharrungskräften verglichen (Kohäsion,
Schwerkraft). Sind die angreifenden Kräfte größer setzt Erosion
ein. Im umgekehrten Fall verhält sich die überströmte Oberfläche
stabil (keine Erosion). Im dritten Schritt wird der hydraulische Transport der
Partikel mit der oberflächenparallelen Strömung und deren Deposition
bzw. Eintrag in das Gewässernetz modelliert.
Zur Kennzeichnung der Relief-, Niederschlags- und Bodenverhältnisse setzt
EROSION-3D die Kenntnis folgender standortbezogener Kenngrößen voraus:
x, y, z-Koordinaten der Ausgangsoberfläche, Niederschlagsdauer und intensität,
Körnung, Lagerungsdichte, Gehalt an organischer Substanz, Anfangswassergehalt,
Erosionswiderstand, Oberflächenrauhigkeit und Bedeckungsgrad. Die Einflüsse
der Bodennutzung und bewirtschaftung werden über die Parameter Erosionswiderstand,
Oberflächenrauhigkeit und Bedeckungsgrad abgebildet. Für eine Vielzahl
möglicher Bewirtschaftungsvarianten liegen die entsprechenden Parameter
tabellarisch vor (Schmidt et al. 1996).
Im Ergebnis werden Rasterfiles der Erosion und Deposition, des kumulierten Abflusses,
der Sedimentmengen, der konzentration, der Ton und Schluffanteile im Sediment
sowie abflußrelevante Parameter bereitgestellt.
Die Wassererosion ist kein kontinuierlicher Prozess. Sie ist das Ergebnis von
Einzelereignissen und der zum Eintrittszeitpunkt herrschenden aktuellen Bedingungen.
Aufgrund der Vielzahl zeitlich variierenden Faktoren sind die Ereignisse nicht
unmittelbar miteinander vergleichbar. Simuliert wurden deshalb verschiedene
Szenarien, die typische Bedingungen innerhalb des Jahres repräsentieren.
Ausgewählt wurden die Zustände Mitte Mai und Anfang August, um den
üblicherweise ungünstigsten und günstigsten Bodenbedeckungsgrad
durch Feldfrüchte im Falle auftretender Starkregen zu repräsentieren.
Die Szenarien decken damit den Bereich zwischen "Worst Case" (ungünstigster
Fall) und "Best Case" (günstigster Fall) ab. Ausgangsbasis sind stets hohe
bzw. maximale Anfangswassergehalte. Der "Worst Case" unterstellt die Situation,
dass auf sämtlichen Ackerflächen Mais bestellt ist und Ende Mai ein
Starkregen mit der Wiederkehrswahrscheinlichkeit von 1 % eintritt (einmal in
100 Jahren, Abbildung 1).
Der gegenübergestellte "Best Case" unterstellt auf allen Flächen Getreide
unter Nutzung konservierender Bodenbearbeitung für den gleichen Regen Anfang
August. Als zweiter Modellregen wurde ein Niederschlag hoher Wiederkehrwahrscheinlichkeit
ausgewählt, um gegensätzliche Starkregen zu vergleichen (Abbildung
2).