4.6.1 Worst Case-Simulation


In der Simulation für den Worst Case wurde zunächst angenommen, dass die gesamte Ackerfläche mit Mais bei konventioneller Bodenbearbeitung bestellt sei und der Starkregen Ende Mai eintritt. Damit wird annähernd der Eintrittszeitpunkt Pfingsten 2007 nachgebildet. Die Daten zum Niederschlagsverlauf lagen leider nicht vor. Anfängliche Berechnungen mit Niederschlagsdaten 10-jährlicher Wiederkehr, Parametern hoher Anfangsbodenfeuchte und normaler Infiltrationsrate, die bislang in Modellierungen für Brandenburger Regionen Anwendung fanden, resultierten in unerwartet geringen Erosionswerten (beeinflusst durch sandige Böden, geringe Hangneigung), nicht vergleichbar mit der analysierten Größenordnung. Zur Simulation wurden daraufhin vier verschiedene Szenarien entwickelt:

a. Hohe Anfangsbodenfeuchte und ein Starkregen geringer Wiederkehr (Abbildung 1)
b. Maximale Anfangsbodenfeuchte und ein Starkregen geringer Wiederkehr (Abbildung 1)
c. Maximale Anfangsbodenfeuchte und ein Starkregen 50jährlicher Wiederkehr
d. Maximale Anfangsbodenfeuchte und ein Starkregen hoher Wiederkehr (Abbildung 2)

Die Analyse ausgewählter Punkte im Erosionssystem erfolgte für den Bereich des Böschungsabbruchs am Russengraben (Verbauareal) und für "Channel"-Punkte vor der Landes-Straße L 981 für den Einzugsbereich des Russengrabens, das in Gefällerichtung bestellte Maisareal mit Erosionsgraben entlang der Straße (Mais rechts) sowie nach Zusammentreffen beider Erosionsareale nach der Straße (Abbildung 26). Für das Verbauareal wurden darüber hinaus Punkte der einzelnen Erosionsgräben analysiert, um die Werte mit grob vermessenen Ausraumvolumina zu vergleichen (Tabelle 9, Tabelle 10).
Da im Modell versucht wird, den Abfluss in relativ ebenem Gebiet auch "hydrologisch korrekt" zu simulieren, werden "Sinks" und die ebenso betrachteten relativ ebenen Flächen zuvor mit einem "Füllalgorithmus" behandelt, d.h. die aus dem DGM1 vorgegebene Höhe entsprechend geändert. Diese Änderung wirkt sich in den nachfolgenden Berechnungen so aus, dass nun ein Durchfluss durch das eigentliche Akkumulationsgebiet (Sedimentationsareal) entsteht.


Abbildung 26: Lage analysierter Punkte

Tabelle 9: Resultate der Erosionssimulation im Bereich des zu verbauenden Grabensystems (Mais)


Etwa 303 t Sedimentaustrag aus dem Bereich des Grabensystems in Simulation a) entspricht bei einer Dichte von 1,4 g/cm³ ca. 220 m³ Sedimentvolumen. Damit liegt die berechnete Menge im ersten Simulationslauf unter dem tatsächlichen Austrag, könnte sich aber für das erste Ereignis zu Pfingsten 2007 im Rahmen des Möglichen befinden (Tabelle 8, rot unterlegt). Weitere 6 Ereignisse mit möglicherweise ähnlichen Niederschlagsparametern könnten in dem bereits vorgeprägten Erosionssystem damit zu weiteren ca. 1200 m³ Sedimentvolumen geführt haben. Diese Menge entspricht annähernd dem analysierten Ausraumvolumen im Grabensystem, das zur Verfüllung mit ca. 1600 m³ ausgeschrieben wurde. Die zwischen den Abflussrinnen und -gräben befindlichen Flächen weisen für das simulierte Einzelereignis Bodenabträge bis zu 0,3 t/ha auf, die sich über alle Ereignisse auf bis zu 2,1 t/ha, eine unter Mais durchaus übliche Abtragsmenge summieren.
Die maximale Anfangsfeuchte (Szenario b) führt bei der Simulation zu annähernd doppelten Erosionsbeträgen im Bereich des Grabensystems (567 t, 37,4 t/ha '~ 400 m³, einem für zwei bis drei Ereignisse etwa berichtetem Wert; blau unterlegt), wie auch im gesamten System, wie die Daten in Tabelle 12 im Vergleich zu Tabelle 11 zeigen.
Wird ein einmal in 2 Jahren wiederkehrender Starkregen für die gleichen Ausgangsbedingungen wie unter b) simuliert (Var. d), hätte der Bodenabtrag etwa 0,4 t/ha betragen. Boden- und Fruchtbarkeitsverluste lägen im üblichen Bereich für bekannte Ereignisse in Brandenburg zum gewählten Maitermin. Ähnliche Resultate werden für das gesamte Einzugsgebiet ermittelt (Tabelle 14). Die Bodenerosion um Brielow wäre unerwähnt geblieben. So aber werden die mündlichen Mitteilungen und Fotodokumente der Landnutzer aus der Region durch die Worst Case-Simulation als eher selten belegt. Die Landnutzer nannten "nie" dagewesene Starkregen und darüber hinaus deren ungewöhnlich häufige Abfolge.