4.2.2 Witterung und Starkregen


Im Gutachten des DWD wird die spezielle Starkregensituation 2007 um Brielow/Radewege analysiert und eingeordnet: (Methodik zum amtl. Gutachten in Anlage 1):
"Für die hydrometeorologischen Aussagen auf der Basis von Monatswerten und Tageswerten der Niederschlagshöhe im Zeitraum Januar 1951 bis September 2007 wurde die lange Zeitreihe an der für das betrachtete Gebiet repräsentativen DWD-Station Rathenow (von 11/2003 bis 02/2004 ergänzt mit Bensdorf-Woltersdorf) herangezogen. Aus der Tabelle 1 gehen die Beträge der maximalen Niederschlagssumme je Kalendermonat, Jahr und Zeitspanne Mai bis September hervor. Es zeigt sich, dass es im betrachteten Gebiet seit 1951 keine so hohe Mai-Niederschlagssumme gegeben hat wie im Mai 2007. Die monatlichen Niederschlagshöhen im Juni, Juli, August und September 2007 besetzen zwar nicht den Spitzenplatz in der jeweiligen Rekordliste je Kalendermonat, sind jedoch so beträchtlich, dass der 5-Monate-Wert der Niederschlagshöhe (Mai bis September) den Rang 1 in der jährlichen Serie der 5-Monate-Werte der Niederschlagshöhe an der Station Rathenow bzw. im Raum Brielow belegt.

Tabelle 1: Maximalwerte der Niederschlagshöhe (in mm) mit Jahr des Auftretens (Januar 1951 bis Sep-tember 2007) an der Station Rathenow


In der Abbildung 14 ist dargestellt, dass die Niederschlagssumme von Mai bis September 2007 eine hervorragende Position im Verlauf der Jahre ab 1951 einnimmt. Wie die einge-zeichnete Trendgerade zeigt, ist keine signifikante Veränderung eingetreten.

Abbildung 14 : Niederschlagssummen für die Monate Mai bis September ab 1951 für Rathenow

 

Die Tabelle 2 dient dazu, für die Station Rathenow die Monatswerte der Niederschlagshöhe im Jahre 2007 (Januar bis September) mit den vieljährigen Mittelwerten der Niederschlags-höhe vergleichen zu können.

Tabelle 2: Monatliche Niederschlagssummen (bis September 2007) sowie mittlere monatliche und mitt-lere jährliche Niederschlagssumme (in mm) für die Zeiträume 1961 bis 1990 und 1951 bis 2006


Aus der Tabelle 2 resultiert die Bewertung der monatlichen Niederschlagssummen: Im Januar 2007 wurde fast das Doppelte des vieljährigen Januar-Mittelwertes der Niederschlagshöhe verzeichnet (insbesondere infolge der Passage des Orkanwirbels KYRILL am 18.01.2007). Der April 2007 war fast niederschlagsfrei, der Mai 2007 dagegen überaus niederschlagsreich. Verbreitet fiel im Mai 2007 das Dreifache des Monatssolls an Niederschlag, vereinzelt sogar das Vierfache. Im Juni 2007 wurden im betrachteten Gebiet 150 bis 200 % des Nor-malwerts gemessen. Die Niederschlagssumme im Juli 2007 beläuft sich auf das Doppelte des entsprechenden vieljährigen Mittelwertes. Die Niederschlagssumme im August 2007 liegt über dem Durchschnitt. Im September 2007 fielen im betrachteten Gebiet mehr als 200 % des durchschnittlichen September-Niederschlags. (Der Oktober 2007 ging als sehr niederschlagsarmer Monat in die Aufzeichnungen ein.)
Im westlichen Teil des Landes Brandenburg ist der 5-Monate-Wert der Niederschlagshöhe (Mai bis September) im Jahre 2007 mit ca. 550 mm (entspricht 550 l/m²) gleich der dortigen durchschnittlichen Niederschlagssumme für ein ganzes Jahr. In einzelnen Gebieten, z. B. im Raum Brielow, fiel von Mai bis September 2007 so viel Regen, dass die hier seit 1901 ver-zeichnete maximale jährliche Niederschlagssumme (ca. 780 mm im Jahre 1954) überschritten wurde.
Das niederschlagsreiche Jahr 2007 wies mehrere zusammenhängende Niederschlagsabschnitte auf. Daher ist das Niederschlagsgeschehen für die Dauerstufe D = 72 h untersucht und mit den KOSTRA-DWD-2000-Werten hN(72h;T) verglichen worden, um die Jährlichkeit T bewerten zu können. Zusätzlich wurden die Zeitreihen täglicher Niederschlagshöhen hinsichtlich der Dauerstufen D = 10 d und D = 30 d analysiert. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 3 unter Nennung des Enddatums der langen Niederschlagsepisoden aufge-listet. Für die Dauerstufen D > 72 h können zwar nicht unmittelbar Aussagen über die Jähr-lichkeit getroffen werden, da der Anwendungsbereich von KOSTRA-DWD-2000 überschritten wird. Dennoch ist eine Einordnung in den Verlauf des Niederschlags ab 1951 möglich.

Tabelle 3: Maximale Niederschlagshöhen für große Dauerstufen von 1951 bis 2007 und im Jahre 2007 an der DWD-Station Rathenow (und zum Vergleich an der Fremdnetz-Messstelle Beetzsee, OT Radewege) mit Angabe des Enddatums der Niederschlagsepisode



Hinsichtlich der Dauerstufe D = 72 h (entspricht einer Niederschlagsdauer von 72 h, ggf. mit Unterbrechungen) ist mit Niederschlägen, wie sie im Raum Brielow im Jahre 2007 aufgetreten sind, dort einmal in 50 Jahren zu rechnen.

Hinsichtlich der Dauerstufe D = 10 d sind im Raum Brielow im Jahre 2007 große 10-Tage-Werte der Niederschlagshöhe aufgetreten, die im Laufe der Jahre 1951 bis 2006 höchstens im Juli 1973 überschritten wurden.

Hinsichtlich der Dauerstufe D = 30 d wurden im Raum Brielow im Jahre 2007 die Nieder-schlagsrekordwerte seit 1951 deutlich überschritten. Wie aus der letzten Zeile der Tabelle 3 zu entnehmen ist, waren dafür die vielen Tage mit ergiebigen Niederschlägen im Mai 2007 ausschlaggebend.

Angesichts der Wetterlage (s. Anlage) sind während einiger der Starkniederschlagstage im Raum Brielow auch Intensitätsverstärkungen im Niederschlagsverlauf zu verzeichnen gewesen. Die für den Raum Brielow gemäß KOSTRA-DWD-2000 extremwertstatistisch ermittelte Starkniederschlagshöhe für D = 30 min und T = 1 a beträgt hN(30;1) = 12 mm ± 10 % (ent-spricht RN(30;1) = 66,8 l/(s·ha) ± 10 %). Eine Niederschlagsspende von RN(30;1) = 66,8 l/(s·ha) bedeutet, im Mittel einmal pro Jahr fallen am betrachteten Standort innerhalb von 30 Minuten insgesamt mindestens 12 Liter Niederschlagswasser auf eine Fläche von einem Quadratmeter bzw. in jeder Sekunde eines 30-minütigen Zeitraums mindestens 66,8 Liter Niederschlagswasser auf eine Fläche von einem Hektar. Im Jahre 2007 wurde im Raum Brie-low mehrmals ein 30-min-Wert der Niederschlagshöhe von 12 mm erreicht oder überschritten.
Da nach dem außergewöhnlichen Mai 2007 noch weitere Zeitabschnitte mit beträchtlichen Niederschlägen folgten, ist das Jahr 2007 das bisher niederschlagreichste Jahr für den Raum Brielow.
Der Niederschlagsverlauf im Raum Brielow während der Niederschlagereignisse von Mai bis August 2007 ist anhand von 10-min-Werten der Niederschlagshöhe an den mit automatischen Niederschlagsmessern ausgerüsteten DWD-Stationen (Genthin, Wiesenburg und Potsdam) in der Region um den Raum Brielow nachzuvollziehen (siehe Anlage).
Nach dem extrem niederschlagsarmen April kam es im Jahre 2007 zu mehreren Starkniederschlagsepisoden, die im betrachteten Gebiet relevant waren, z. B:

26.05. bis 29.05.2007 (Pfingsten 2007) Abbildung 15 und Abbildung 16
15.06.2007 Abbildung 17
21.06.2007  
21./22.07.2007 Abbildung 18 und Abbildung 19
20.08.2007"  


Tabelle 4 enthält die vom Landwirt gemessenen Niederschlagswerte im Ortsteil Radewege. Sie bildeten die Grundlage der DWD-Einschätzung. Ähnlich hohe Werte wurden auch an der ZALF-Meßstation Paulinenaue gemessen (in Anlage1, Tabelle 20).

Tabelle 4: Niederschlagsdaten "Ullrich" in Radewege